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HERSTELLUNGSTECHNIK HEUTE

Die Aufnahmen stammen von meiner Werkstattreise nach Kreta aus dem Jahre 2015. Vergleicht man sie mit Bildern aus den noch „stromlosen“ späten 1950er und frühen 1960er Jahren ( s. Herstellungstechnik gestern) wird deutlich, wie unverändert und traditionell Formensprache und Arbeitsabläufe geblieben sind. Es sind überwiegend Familienbetriebe, kleine Manufakturen, in denen dieses Wissen und Erfahrung seit vielen Generationen vom Vater auf den Sohne weitergegeben wurde und die zeitweise schon fast verloren geglaubte Handwerkskunst in individuelle, unverwechselbar schöne Terrakotta Pflanzkübel verwandeln. Außerhalb von Kreta werden die allermeisten Terrakotta-Pflanzgefäße und auch Übertöpfe, wie z.B. die sog. Impruneta Keramik aus Italien sowie deren Imitate aus dem asiatischen Raum, industriell hergestellt: in Formen gepresst, mit Schablonen bearbeitet, gegossen – identisch in der Form und rein funktional.
Dagegen zeigt sich das auf der Töpferscheibe frei gedrehte Gefäß lebendiger und von ungleich höherem ästhetischen Wert. Derart hergestellte Objekte sind, ähnlich Pflanzen, nie identisch. Sie werden nicht bis auf den letzten Zentimeter gleich groß sein, bleiben im letzten Detail doch immer unterschiedlich. Außerdem hinterlässt die Formgebung des freien Drehens inwendig parallel verlaufende Fingerspurrillen, was zu relativer Dünnwandigkeit führt und damit im Vergleich mit formgepressten Gefäßen zu spürbar geringerem Gewicht.

HERSTELLUNGSTECHNIK GESTERN

Die Anfänge, der hier gezeigten und europaweit nur in Kreta ausgeübten Handwerkskunst, insbesondere große, mannshohe Keramiken manuell herzustellen, liegen in der Antike. Die Gefäße und Terrakotta-Amphoren aus dieser Zeit sind heute in allen wichtigen Museen der westlichen Welt zu bewundern. Dabei sehen, bedingt durch die unveränderte Herstellungstechnik und die ununterbrochene Formensprache, nicht nur die im legendären Palast von Knossos entdeckten, fast 4000 Jahre alten Vorratsgefäße der heutigen Töpferware unübersehbar sehr ähnlich.

Die Gefässe waren viele Jahrhunderte im Alltag unersetzlich, sie dienten zur Bevorratung und zum Transport.

 Vor allem die meist in den Boden eingegrabenen Spitzamphoren können als Kühlschrank der Antike bezeichnet werden. Aufbewahrt und gespeichert wurden alle essentiellen Erzeugnisse und Rohstoffe wie Öl, Wein, Getreide oder Wasser. Die Spitzamphoren dienten zur gleichen Zeit auch als Container der Antike. Unzählige Unterwasserfunde zeigen, dass ganze Schiffsladungen mit liegenden, gegeneinander gestapelten Spitzamphoren befrachtet und befördert wurden.

Die einzigartige Besonderheit dieser traditionell kretischen Handwerkstechnik liegt in der ineinander greifenden Kombination von keramischen Aufbauen und Drehen auf speziellen und einfachsten Töpferscheiben die in Reihen von 5-10 Stück angeordnet und schweißtreibender Handarbeit bewegt wurden – die später mit dem Einzug der Elektrifizierung auch Kretas durch strombetriebene Drehscheiben ersetzt werden konnte.

Nacheinander aufgelegte Tonwülste werden einzeln, nach und nach, Stück für Stück und Scheibe für Scheibe hochgezogen :  nur das Auge, die Hände und die Kraft des Töpfers lassen Unnachahmliches entstehen.

Je größer das Gefäß werden soll, desto größer müssen auch die Erfahrung und das Können des Töpfers sein.  Abgesehen von der Scheibe, ist sein einziges Werkzeug das Formholz in der Hand, mit dem er die Außenwand glättend ausformt und das ihm hilft, Verbindungsfugen zwischen den einzelnen Tonringen druckvoll zu schließen.

Traditionell war die Arbeit eine Saisonarbeit, die komplett, vom manuellen Abbau der Tonerde bis zum abschliessenden Errichten des Brennofens, draussen, unter freien Himmel stattgefunden hat. Dies war nur möglich, da es bis zum Einsetzen des menschengemachten Klimawandels auch hier, in den Sommermonaten Mai bis Oktober kein Tropfen Regen vom Himmel fiel. Im Prinzip hat diese Tatsache das jahrhundertelange Überleben dieser Handwerkskunst erst ermöglicht, da die Handwerker, traditionell schlecht entlohnt und auf der sozialen Leiter weit unten angesiedelt, sich einfach keine überbauten, geschützten Werkstatträume leisten konnten.

Die Aufnahmen stammen überwiegend aus den späten 1950er und frühen 1960er Jahren, in denen noch kein elektrischer Strom zur Verfügung stand. Gleichzeitig ist es auch der Blick zurück in viel frühere Zeiten, da die hier dokumentierten Arbeitsbedingungen und Herstellungstechniken über viele Jahrhunderte hinweg völlig unverändert geblieben sind.

Quelle: „R. Hampe / A. Winter / Bei Töpfern und Töpferinnen in Kreta, Messenien und Zypern. 1962. Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz“ (18) und „B. Psaropulu / N. Simantirakis, Thrapsano: Chorio ton Aggioplaston. Athen 2007.“ (9)